Turning the Point. Checkpoint Moritz
Turning the Point ist ein prozessorientiertes Versammlungs- und Verortungsprojekt. Im künstlerischen und zivilgesellschaftlichen Dialog erprobt es Formate des Austauschs und der Vermittlung rund um den Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg.
Turning the Point unternimmt den Versuch, ansässige Nachbarschaften, zivilgesellschaftliche Initiativen und kulturelle Praxen rund um den Moritzplatz miteinander ins Gespräch zu bringen. Es geht darum, Geschichten zu hören, Gegenwarten zu versammeln und Vorstellungen von Zukunft mit den Bewohner:innen zu besprechen und zu verhandeln – auch für eine breitere Öffentlichkeit. Auf vielfältige Weise gilt es kommunikative Situationen, Dialoge und Erzählungen zwischen Akteur:innen und ihren Orten zu organisieren, Wissenserfahrungen aus unterschiedlichen Lebens- und Arbeitskontexten auszutauschen und zugleich gemeinsame Aktions- und Spielräume aktiv und diskursiv zu erschließen.
Der Moritzplatz bietet sich hierfür aufgrund seiner vielschichtigen Historie – Kaufhaus Wertheim, Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße, Ort zahlreicher gesellschaftlicher Demonstrationen sowie städtebaulicher Dynamiken – besonders an. Als Protagonist:in meint der Moritzplatz deshalb wesentlich mehr als einen hoch frequentierten Verkehrsknotenpunkt. Hier treffen unterschiedliche Milieus und Akteur:innen sowie ihre Geschichten und Gegenwarten aufeinander: Dazu zählen die Nachfahren türkischer Arbeitsmigrant:innen im Südosten, das soziokulturelle Milieu von SO36 sowie kreativwirtschaftliche Strukturen des Aufbau Hauses. Hinzu kommen alteingesessene Unternehmen wie die Berliner Schrauben in der zweiten Reihe, die sich inzwischen mit den gentrifizierenden Kräften post-industrieller Unternehmen in schicken Neubauten wie The Shelf oder The Grid konfrontiert sehen. Insgesamt versammelt sich hier ein komplexes urbanes Gemisch, das sowohl gesellschaftliche Gegensätze reproduziert, als auch – trotz der unterschiedlichen Gegenwarten – Erfahrungen und Anliegen gesellschaftlicher Teilhabe und Veränderung miteinander teilt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Gentrifizierungsprozessen, die in unterschiedlichen Etappen systematisch Verdrängungen von Nachbarschaften, Kleingewerbe, Werkstätten und Kunstorten mit sich bringen. Mit gegenwärtigen Initiativen und Nachbarschaftsprojekten will Turning the Point unterschiedlichen Stimmen Gehör verschaffen und danach fragen, wie man ein urbanes Gefüge zum Tanzen bringt.
Die drei Sequenzen
Turning the Point versteht sich als ein prozessorientiertes Projekt, dessen Ende nicht vorweggenommen werden kann. In drei Sequenzen performativer und diskursiver Art sowie mit Akteur:innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten entfaltet Turning the Point eine Vorgehensweise des zivilgesellschaftlichen Bildens und Erprobens, die sich über anderthalb Jahre (2024/2025) konkretisiert.
Sequenz 1, Oktober – Dezember 2024: Checkpoint Moritz
Rundgänge um den Moritzplatz und eine Versammlung von Akteur:innen und Zeugnissen (Ausstellung I)
Checkpoint Moritz möchte in lustvollen Passagen den Moritzplatz erschließen und eine Bestandsaufnahme mit neuen Begegnungen verbinden. Im Mittelpunkt stehen performative Rundgänge von Pia Lanzinger, die Begegnungen mit Akteur:innen vor Ort rund um den Moritzplatz ermöglichen. Das CLB fungiert als Ausgangspunkt und Ausstellungsraum.Hier werden Hintergrundmaterialien sowie Arbeiten, die sich in der Vergangenheit schon mit dem Moritzplatz auseinandergesetzt haben oder Vorstellungen für denselben entworfen haben, versammelt.
Sequenz 2, Juni – September 2025: Little Big Cha(lle)nges
Kunstprojekte von Pia Lanzinger als zivilgesellschaftliche Praxis (Ausstellung II)
Gezeigt wird ein Querschnitt durch eine exemplarische Arbeitspraxis: Die Frage nach ziviler Teilhabe im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext wird darin oft provokativ formuliert. Partikulare Milieus, die uneingelöste Ansprüche besonders deutlich verkörpern, erfahren dabei erhöhte Aufmerksamkeit. Die großen Konflikte werden somit im Kleinen herausgestellt und ästhetisch performiert. Pia Lanzinger hat auf diese Weise an unterschiedlichen Orten der Welt – urban, rural, grenzüberschreitend und lokal – interveniert. Diskursive Veranstaltungen nehmen darauf Bezug, indem sie etwa nach dem Beitrag zu zivilgesellschaftlichem Forschen, Handeln und Bilden fragen.
Sequenz 3, November – December 2025: Re-Gathering
Kulturgesellschaftliches Engagement versammeln (Diskurspraxis und ein Buchprojekt)
Sequenz 3 stellt die Frage der Nachhaltigkeit. Lassen sich Anliegen, Wünsche und Analogien rund um den Moritzplatz gemeinsam wahrnehmen und versammeln? Basierend auf Sequenz 1 und 2 gilt es mit den in Turning the Point Involvierten kulturgesellschaftliches Engagement zu aktualisieren. Das Setting bilden Fragen um die Analogizität von künstlerischer Praxis, Ausstellungs- und Diskurspraxis. Außerdem erscheint ein Buch, in dem die Projekte von Pia Lanzinger vorgestellt werden, wobei Texte und Materialien auf verschiedenen Ebenen ineinandergreifen.
Gefördert von der Lotto-Stiftung
Eintritt frei
Prinzenstraße 84.2 EG (via Oranienstraße)
- 16.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 17.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 19.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 20.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 21.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 22.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 23.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 24.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 26.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 27.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 28.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 29.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 30.11.2024 15:00 – 19:00 Uhr
- 01.12.2024 15:00 – 19:00 Uhr